Psychotherapie

verfasst von Anke Gerhardt

Gruppentherapie

Gruppentherapie

Die Gruppensitzungen dauern 100 Minuten. Einzelsitzungen à 50 Minuten können während der Gruppenphase diese ergänzen oder nach Abschluss der Gruppentherapie genutzt werden. Die Zusammensetzung der Gruppe ist entweder auf ein bestimmtes Problem bezogen (Depression, Ängste) oder hat ein bestimmtes Ziel wie z. B. das Erlernen sozialer Kompetenzen (z. B. „Nein“ sagen können, Konflikte klären) oder ist ohne bestimmtes Ziel konzipiert, wo jeder sein Anliegen miteinbringen kann.

Angewandt wird das Konzept einer „festen Gruppe“, so dass alle Gruppenmitglieder als „Neulinge“ beginnen und gemeinsam ihre Entwicklungswege gehen. Dies macht es leichter, Vertrauen zueinander aufzubauen. Die Gruppe – bestehend aus 4 bis 9 Personen ähnlichen Alters – trifft sich im 14-tägigen Abstand, an demselben Wochentag und um dieselbe Uhrzeit. Diese Termine werden zu Beginn der Gruppentherapie festgelegt. Im Sinne einer tragfähigen Gruppendynamik ist es wünschenswert, dass Sie regelmäßig teilnehmen. Das Fehlen eines Teilnehmers verändert die Gesamtkonstellation in der Gruppe spürbar, auch wenn Sie selbst vielleicht denken, es mache keinen großen Unterschied, ob Sie dabei sind.

Die Gruppentherapie bietet einige Möglichkeiten, die in einer Einzeltherapie nicht erreichbar sind, da zusätzlich zur Therapeut-Patient-Beziehung die Gruppenteilnehmer sich gegenseitig stützen, ermutigen und konfrontieren können.

Vorzüge einer Gruppentherapie

Wir-Gefühl: Mit der Zeit entsteht ein Gefühl der Zusammengehörigkeit in der Gruppe, was dem Eindruck, mit den eigenen Schwierigkeiten allein dazustehen, entgegenwirkt. Die Ähnlichkeiten im Erleben geben uns Hoffnung und Entlastung, dass wir genauso wie andere Menschen passende Lösungen für offene Fragen und Probleme finden können.
Zielverfolgung: Es ist leichter, die selbst gesteckten Ziele zu verfolgen, wenn andere ab und zu interessiert nachfragen, wie man zurechtkommt. Der Vergleich mit den Lern-, Fort- und Rückschritten der Mitmenschen kann anspornen und dennoch darf jeder sein individuelles Lern- und Entfaltungs-Tempo haben.

Selbstverantwortung: Obwohl man sich in der Gruppe und an die Gruppe anlehnen kann, geht es eher um die Verantwortung für sich selbst. Es ist wichtig zu lernen, dass alle eine eigene Balance finden zwischen der Anpassung an die Gemeinschaft und der Abgrenzung unserer eigenen Individualität.

Selbstvertrauen: Wenn wir in der Gruppe die Erfahrung machen, von den anderen mitsamt unserer „Sonderbarkeiten“ so angenommen zu werden wie wir sind, so stärkt das unser Vertrauen zu uns selbst. Die Erfahrung, mit den eigenen bewährten Strategien und Stärken anderen in der Gruppe helfen zu können, fördert das Gefühl innerer Stärke. Das Bewusstmachen, welche Schwierigkeiten man selbst nicht hat bzw. welche man leicht meistert, lehrt, dafür dankbar zu sein. Jeder kann in bestimmten Lebensbereichen ein gutes Modell für andere sein.

Vertrauen in andere: Die Arbeit in einer Gruppe hat als Basis das gegenseitige Vertrauen. Wenn wir erleben, dass andere in dem geschützten „Mikrokosmos“ der Gruppe in uns Vertrauen setzen und wir selbst anderen vertrauen können, kann dies auch Beziehungen außerhalb der Gruppe befriedigender und unser Inneres heiler machen.

Lernen durch Beobachten: Bei den Stärken der anderen hinsichtlich bestimmter Bewältigungsstrategien oder des Umgangs mit Gefühlen kann sich jeder von jedem etwas abschauen, manchmal auch, wie man es selbst bestimmt nicht machen möchte.
Lernen durch Gefühle: Menschen lernen leichter neue Verhaltensweisen, wenn sie dabei von den emotionalen Anteilen zwischenmenschlicher Beziehungen unterstützt werden. Wenn wir unsere Lebenssituation einer Gruppe von Menschen statt einer einzelnen Person schildern, sind wir erregter und spüren unsere Gefühle stärker. Die intensiveren Gefühle motivieren uns, Problemlösungen zu finden. Auch von gemeinsamen positiven Gefühlen können wir uns mittragen lassen, z.B. wenn die ganze Gruppe lacht.

Selbsterkenntnis: Die eigenen Wahrnehmungen werden durch die Perspektiven und Rückmeldungen der anderen relativiert, so dass wir weniger Täuschungen über uns selbst erliegen. Manchmal lassen sich eigene hinderliche Denkmuster aus der Außenperspektive leichter erkennen und bearbeiten.

Soziales Übungsfeld: Eine Gruppe ist ein wundervolles Übungsfeld für kommunikative Fähigkeiten und soziales Lernen (z.B. sich einfühlen, Verantwortung übernehmen, Wünsche äußern, mit Gefühlen anderer gut umgehen, bei Übergriffen Grenzen setzen, Toleranz üben, Rückmeldung geben und erhalten…).

Ideenvielfalt: Bei der Sammlung von Problemlösungsstrategien gibt es mehr Ideen. Für die Gruppenarbeit gibt es anschauliche psychologische Methoden, die man im Einzelkontakt nicht anwenden kann, zum Beispiel das Rollenspiel.
Flexibilität: Da in einer Gruppe jeder etwas Eigenes aus seinem Lebensalltag mitbringt und die Wirkungen aufeinander unvorhersehbar sind, wird für Lebendigkeit gesorgt und der Geist wachgehalten. Dabei ist eine Therapiegruppe zugleich ein geschützter Raum.

Natürlich können auch Befürchtungen bezüglich einer Gruppentherapie bestehen.